wer schlachtet hier eigentlich wen?

Clemens Tönnies, Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke 04, stellte als Festredner beim Tag des Handwerks in Paderborn in einem Zusammenhang zwischen Klimawandel, Umwelschutz und Überbevölkerung in Afrika eine steile These auf: In Deutschland solle man lieber keine Steuererhöhungen durchführen. Besser wäre es, jedes Jahr 20 Kraftwerke in Afrika zu finanzieren. Und weiter ging es so: „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren“

Tönnies, milliardenschwerer Fleischfabrikant, affärengestählt (Stichworte Cum-Ex und illegale Preisabsprachen), ist bislang nicht durch rassistische Äußerungen aufgefallen. Bis zum Tag des Handwerks. Die Schalker Faninitiative verlangte seinen Rücktritt. Peter Lohmeyer trat aus dem Verein aus, weil er, nämlich Tönnies, nicht zurücktrat. Der Schalker Ehrenrat, der den Fall zu verhandeln hatte, konnte in Tönnies Wortwahl lediglich eine diskriminierende Aussage erkennen und keine rassistische. Zur „Strafe“ wurde ihm eine dreimonatige Auszeit verordnet, so eine Art Sabbatical.

Soweit, so schlecht. Doch leider wird es noch schlechter, denn Fortunas Trainer Friedhelm Funkel meinte dem Schalker Tönnies beispringen zu müssen. Im Rahmen einer RP-Veranstaltung namens „Rheinischer Fußballgipfel“ sprach er davon, dass Tönnies „regelrecht geschlachtet“ werde. Ich frage mich, wer schlachtet hier eigentlich wen? Tönnies, der Tag für Tag tausende Tiere zu Wurst verarbeiten lässt, als Schlachtopfer? In welcher Schlacht steckt er überhaupt? Sein wann sind durchaus berechtigte Rücktrittsforderungen mit Schlachtungen gleichzusetzen?

Armin Veh sekundierte auf derselben Veranstaltung, er kenne Tönnies schon lange, der sei kein Rassist. Beide unterstützte schließlich noch Simon Rolfes, der meinte, Tönnies müsse sich für sein falsches Verhalten entschuldigen und gut sei es.

Nein, es ist nicht gut. In dem Moment, indem sich Tönnies rassistisch geäußert hat, war er Rassist. Nichts anderes. Ganz abgesehen davon, dass sich Tönnies noch nicht einmal bei den von ihm rassistisch herabgesetzten Menschen entschuldigt hat. Da Tönnies von sich aus keine klare Entscheidung treffen will, ist es allein an den Schalkern, eine gerechtfertigte Entscheidung zu treffen. Und alle anderen sollten einfach die Klappe halten, wenn sie keine Ahnung haben und Kritik an einer rassistischen Äußerung zur Schlachtung erklären.