„Was für eine sinnlose tat“

Seit den 1990er Jahren hat sich der Fußballkrimi als eigene Kategorie im Rahmen des Krimigenres herauskristallisiert. Parallel zur ansteigenden gesellschaftlichen Bedeutung des Fußballs in Deutschland, die ihren ersten Höhepunkt zur WM 2006 hatte, stieg die Anzahl der veröffentlichten Fußballkrimis. Während sich die Kicker aber in jenen Jahren bis zum deutschen Sommermärchen von ihrem noch in den 1990er Jahren praktizierten Rumpelfußball emanzipierten, lässt sich das über die Qualität der Fußballkrimis leider nicht sagen. Mehr Masse bedeutet in diesem Fall auch einfach mehr Schrott.

Ein herausragendes Beispiel hierfür ist der 2007 erschienene Krimi: Sein letzter Elfmeter. Die beiden süddeutschen Autorinnen Johanna Riebesam, die sich selbst als Lebensberaterin bezeichnet, und Sabine Krell meinten anscheinend: Fußballkrimi kann jeder und jede. Außerdem findet 2008 die EM in Österreich und der Schweiz statt, da sollte frau den Markt mit einem „spannenden Liebesdrama um Idealismus, Geld und Liebe“, so der Klappentext, bereichern können. Nein, das sollte sie eben nicht. Vor allen Dingen, wenn frau keinen blassen Schimmer vom Fußball hat. Leider haben zudem all diejenigen, „die mit ihrem Fachwissen zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben“, in jeder Hinsicht versagt.

Die Geschichte ist mehr als abstrus, die Charaktere sind mehr als holzschnittartig und die Fußballszenen sind ein Graus. Da wird im Jahr 2007 europaweit noch mit Libero gespielt und der Schiedsrichter legt den Ball vor dem Anstoß „in die „Mittelauflage“. Da wird ein Mittelfeldspieler „entfernt“ und nicht ausgewechselt, Fans rasten wegen einer gelben Karte völlig aus und springen wie die Tiere gegen Zäune, die es nach der Hillsborough-Katastrophe im Jahr 1989 nicht mehr gibt, und so weiter und so fort.

„Was für eine sinnlose Tat“, lassen die Autorinnen den Schweizer Ermittler Denzli gegen Ende des Buches denken. „Was für ein sinnloses Buch“, dachte ich ganz am Ende der Lektüre.

Sabine Krell/Johanna Riebesam: Sein letzter Elfmeter, Murrhardt 2007